Über TCM
Ehe China gegen seinen Willen ins zwanzigste Jahrhundert gezerrt wurde, bildete es ein eigenes Universum. Es roch nach Kampfer und Sandelholz; es schmeckte nach Hirse, Milch und Honig.
Einer der wohl wichtigsten Bestandteile der traditionellen, taoistischen, chinesischen Medizin sind die Lehren von Yin und Yang. In der Behandlung von Krankheiten bzw. Disharmonien werden die meisten Fehler bei Yin und Yang gemacht.
Es handelt sich hierbei um die sogenannten Acht Leitkriterien:
- Fülle - Leere
- Hitze - Kälte
- Innen - Außen
- Feuchtigkeit - Trockenheit
Bei jeder Untersuchung sind diese Leitkriterien in der Krankenbefragung, in der Pulsdiagnose und in der Zungendiagnose genauestens zu beachten. Ich möchte an dieser Stelle auch erwähnen, dass jede Diagnose nur mit Puls- und Zungenbefund als traditionell chinesisch bezeichnet werden kann. Behandlungsmethoden, die ohne Puls- und Zungendiagnose arbeiten, können ja durchaus hervorragend sein, aber eins sind sie sicher nicht - traditionell chinesisch!
Ein weiteres Missverständnis, das es nach den vielen Jahren chinesischer Medizin in Europa noch immer gibt, ist, dass man glaubt, die chinesische Medizin sei quasi gleichbedeutend mit Akupunktur. Es gibt zahlreiche therapeutische Verfahren in der chinesischen Medizin, als da wären: Akupunktur, Tuina-Massage, Qi-Gong, Ernährungsheilkunde und wohl einige mehr, aber das Kernstück der chinesischen Medizin ist und war immer die Pharmakologie, die Kräutertherapie.
Unter den hunderten der klassischen Werke finden sich gerade mal 5 (fünf!) Bücher über Akupunktur, die als relevant eingeordnet wurden und werden. Selbst die großen lexikalischen Kompendien, wie z.B. Sun Si-Miaos "Qian Jin Yi Fang", die alles damals bekannte aus der Medizin, einschließlich wie man sich gesund badet, wohnt und ernährt aufführten, verwiesen die Akupunktur nicht etwa ins erste Kapitel, sondern ins letzte unter "ferner liefen". Alle anderen berühmten Autoren erwähnen die Akupunktur erst gar nicht. Nicht, dass man mich falsch versteht, ich liebe und lehre die Akupunktur und ich könnte auf ihre Erfolge in meiner Praxis nicht verzichten, aber dennoch muss man auf die historischen Zusammenhänge hinweisen dürfen.
Um es also noch mal genauestens zu sagen:
Traditionelle Chinesische Medizin besteht darin, dass der Behandler eine Krankenbefragung durchführt, den Puls fühlt, die Zunge beschaut und dann ein Kräuterrezept verschreibt.
Zu guter letzt möchte ich noch erwähnen, dass diese Vorgehensweise nach den Leitkriterien eigentlich keine typisch chinesische ist, sondern hier bei uns, vor der Zeit der Hexenverbrennungen, durchaus bekannt war. Einer meiner wichtigsten Lehrer hat vor längerer Zeit ein Reprint eines europäischen Kräuterbuches von 1532 ausgegraben. Der Autor heißt Tabernaemontanus. In diesem Buch sind alle Kräuter danach beschrieben, ob sie wärmen oder kühlen, ob sie befeuchten oder trocknen, denn von jeder Erkrankung, sei es Asthma oder Magenschmerzen gibt es eine kalte und eine warme Variante, eine trockene und eine feuchte.
In diesem Sinne: FOLGE DEM TAO!